Lambertus nennt man auch den "Holzwurm", weil Holz sein Werkstoff ist. Man findet ihn dann auch meistens irgendwo an Tischen, Bänken, Zeltgestängen am Werkeln, oder er stellt Laternen oder andere
Gebrauchsgegenstände aus Holz her.
In seiner Rolle des mittelalterlichen Handwerkers ist er wie die meisten Menschen Höriger. Er steht im Dienst seines Herren Philipp von Rückingen, hier hat er wohl einiges zu tun, gibt es doch viel zu Reparieren und neu herzustellen an Alltagsgegenständen für Wohnsitz und Feldarbeit. Er könnte sich auf den Weg machen in eine Stadt, um sich dort über Jahr und Tag ein Auskommen zu schaffen und schließlich das Bürgerecht zu erlangen, das ihm ermöglicht, einen Handwerkerladen zu betreiben. Aber ihn zieht nichts weg aus Rückingen, wenn er es auch liebt, Märkte zu bereisen und die Gegenstände anzubieten, die er neben der Arbeit für seinen Herrn in knapp bemessener Freizeit herstellt.
Fragt man Lambertus nach seinem Alter, so weiß er es nicht anzugeben, zu unwichtig sind solche Daten für einen mittelalterlichen einfachen Menschen. Das Handwerk, das er vom Vater erlernt hat,
ermöglicht ihm ein gesichertes Auskommen und durch seine Verkäufe auf dem Markt dürfte er es sogar auf einen kleinen Wohlstand bringen können. So dürfte er am Ende doch mehr zu vererben haben,
als den Löffel, den er selbst gefertigt hat.
So darf man sich gerne vorstellen, dass Lambertus in einem der kleinen Häuser um die Wasserburg zu Rückingen oder in der Nähe des Herrenhofes lebt. Dazu gehört ein Gartenstück, das ihm den Anbau
von Gemüse und das Halten einiger Hühner erlaubt. Von dem Ertrag hat er selbstverständlich einen Anteil an seinen Herrn abzuliefern, da das Land ja wie er selbst dem Herrn gehört und er lediglich
die Erlaubnis hat, sich hier niederzulassen.
Wer nicht das Glück hatte als Adliger geboren zu sein, wusste im Mittelalter meist nicht, was es bedeutet frei zu sein. Dienstboten, Arbeiter auf den Höfen der Herrschaften waren Besitz (Hörige)
des jeweiligen Herrn, der auch im Verkaufsfall mit veräußert wurde.
So war eine einfache Arbeiterin in der Küche ihres Herrn als dessen Eigentum wie alle anderen im großen und ganzen dessen Willkür ausgesetzt. Ein Privatleben gab es nicht, das Wort Freizeit war
unbekannt. Wenn wir uns Lisbeth als eine Küchenmagd der Herren von Rückingen oder der von Rüdigheim zu Rückingen vorstellen, so ist sie in der Küche der Wasserburg oder des Herrenhofes tätig
gewesen und hat Rückingen wahrscheinlich nie verlassen. Den größten Teil ihres Lebens wird sie in der Küche selbst verbracht haben. So nennt sich unsere Lisbeth gerne selbst "Lisbeth aus de
Küch". Sie und die anderen in der Küche tätigen sind zuständig für das Essen der Herrschaft und für alle Bediensteten, die direkt auf der Burg oder auf dem Herrenhof beschäftigt sind. Lisbeth hat
neben der Küche wohl den Gemüsegarten versorgt und war beschäftigt mit Spinnen von Wolle. Sie könnte sogar ihren Schlafplatz in der Küche gehabt haben, denn sie musste ja dafür sorgen, dass das
Feuer im Herd nie ausging. Zu mühsam wäre es gewesen, es am nächsten Tag wieder in Gang zu setzen.
Schon früh am Morgen macht sich Lisbeth auf den Weg, um Wasser am Brunnen zu holen, um den Morgenbrei zu kochen und um Gemüse zu putzen. Zu ihrer Arbeit gehört, Brot zu backen, Lebensmittel
einzulagern und mit den vorhandenen Mitteln haltbarer zu machen. Sie bekommt jedes Mal Herzklopfen, wenn sie die Speisekammer betritt und feststellen muss, dass schon wieder Mäuse eingedrungen
sind und sich über die Vorräte hergemacht haben oder Ungeziefer, Fäulnis oder Pilzbefall Lebensmittel zerstört haben. Sie muss die Lebensmittel ständig kontrollieren, um Befall zu erkennen und
frühzeitig auszusortieren. Die aussortierten Lebensmittel werden aber nicht weggeworfen, sondern lediglich als erstes verbraucht.
Lisbeth hat wie alle mittelalterlichen Menschen schwere körperliche Arbeit mit im Vergleich zu heute sehr geringer Ausbeute zu erledigen. Sie hört aber auch viel und weiß über das, was in Rückingen vorgeht, Bescheid. In ihrem Umfeld um die Küche hört sie viel von der Herrschaft und von den Arbeitern des Hofes oder der Burg. Man nimmt ja wenig Notiz von der Bediensteten, die da geschäftig zwischen Küche, Vorratskammer und Speisesaal herumwuselt. Und auf dem Weg zur Mühle, zum Backhaus oder zur Kirche wird so manches an Neuigkeiten ausgetauscht. Sie kennt jedes Kind, das geboren wird, sie kennt Freud und Leid ihrer Herrschaft und der anderen Beschäftigten. Kein Wunder also, dass sie gerne einen Plausch hält, wenn sie dann mal an einem Wochenende auf einem Markt anzutreffen ist.
Josef ist ein Handwerker im 13. Jahrhundert, der bei Bedarf auch von seinem Herren zu Kriegs und Militärdiensten herangezogen wird.
Ebenso ist er als Pilger auf dem Jakobsweg unterwegs.
Mit Josef verbinden wir einen anderen Blickwinkel, als das stetige verhaftet sein ohne Perspektive am gleichen Ort über Generationen hinweg. Mit ihm verbinden wir die Geschichte der Kreuzfahrer
und der Pilger, die einem höheren Ziel entgegen strebten.
Seine mögliche Geschichte wollen wir erzählen, um einen Einblick in diesen Teil der mittelalterlichen Geschichte zu geben.
Wir stellen ihn deshalb vor als Josef der Rabe, Sohn des Wilhelm, Enkel des Karl, welcher als Handwerker im Tross Kaiser Friedrich der 1. (Barbarossa) im Jahre 1189 von Gelnhausen über Regensburg
ins Heilige Land aufbrach, um dort Jerusalem von den Ungläubigen zu befreien. Als Barbarossa in den Fluten des Flusses Saleph ertrank, zerfiel das deutsche Kontingent und ein Teil schloss sich
Richard 1. (Richard Löwenherz) an.
Mit Ihnen auch Josefs Großvater, der allerdings nur kurze Zeit später, bei immer wiederkehrenden Sarazenenangriffen, unter Führung des großen Saladin, in dessen Gefangenschaft geriet und als
Sklave nach Jerusalem verschleppt wurde, wo er für die Ungläubigen Waffen herstellen musste. Dort lernte er, als bereits erfahrener Bogner, wie die Sarazenen ihre berühmt-berüchtigten Reiterbögen
zu bauen pflegten. Nach vielem Hin und Her um Jerusalem kam er frei und kehrte über Sizilien in die Heimat zurück. Wieder Zuhause gründete er eine Familie und schwor sich, die Seinen vor Krieg
und Gewalt zu bewahren. Josefs Vater war es deswegen nur vergönnt als Tagelöhner in Langendiebach zu arbeiten, während sein Großvater für die Fürsten zu Ysenburg Bögen baute. Schon als Kind war
der Großvater Josefs großes Vorbild und er schaute ihm viele Tricks und Kniffe beim Bau und im Umgang mit dem Bogen ab.
Als Josef alt genug war, sein eigen Brot zu verdienen, konnte ihm sein Vater eine Anstellung als Kriegsknecht im Dienste des Philipp von Rückingen verschaffen. So machte sich Josef mit dem, was er auf dem Leibe trug, seinem alten Bogen, einer Handvoll Pfeile und seinem treuen Begleiter, einem zahmen Raben, auf nach Rückingen um dort seinem Herren die Treue zu schwören. Seit dem Tage, als ihn sein Herr mit meinem Raben sah, nannte er ihn Josef der Rabe. Mit seinen Waffen und seinem handwerklichem Geschick dient nun Josef der Rabe seinem Herren bei allem was er ihm aufträgt.
Eine andere Küchenmagd.
Während sich Lisbeth nicht vorstellen kann, jemals etwas anderes getan zu haben, als in Küche und Hof ihrer Herrschaft gearbeitet zu haben, könnte Wysgard einst ein Leben als Bäuerin gehabt
haben. Auch sie kennt kein anderes Leben - ihre Eltern waren Bauern, ihre Großeltern schon vor ihnen und immer so weiter bis an den Anfang der Tage, so würde sie sich erinnern.
Man darf sich vorstellen, dass ein Rückinger Bauer, nennen wir ihn Bartel, um einige Jahre älter als sie, nicht aus Liebe, sondern weil er dringend einer Frau für Haus und Hof bedurfte, bereits
um sie warb, als sie gerade 14 Jahre alt war. Und die Eltern dürften darum froh gewesen sein, da sie die Tochter versorgt wussten. Mit der Heirat hatte sie die Hausarbeit zu erledigen und
Feldarbeit zu verrichten.
Putzen, Kochen, Spinnen, Schöpfen von Wasser, Schüren des Feuers, Käsen, Vieh und Gemüsegarten versorgen, Getreide einbringen, Mähen und Garben binden und vieles mehr waren ihre Arbeiten. Man
darf sich weiter vorstellen, dass Wysgards Ehe kinderlos blieb und dass Bartel nach vielen Jahren zu kränkeln begann und bald darauf verstarb. Damit war es für Wysgard unmöglich, das Land alleine
zu bewirtschaften.
Wenn sie nicht bei Verwandten unterkommen konnte, blieb ihr nur die Möglichkeit, erneut zu heiraten oder sich als Magd auf den Gütern ihres Herrn zu verdingen. Es wäre möglich gewesen, dass sie
sich im Laufe der Jahre geschickt bei ihrer Herrschaft einen Namen gemacht hat. Wenn sie die Abgaben an Getreide, Obst, Gemüse, Eiern, Hühnern oder Gänsen ablieferte, konnte sie durch
Selbstgebackenes oder Gekochtes, das sie bei dieser Gelegenheit mitbrachte, auffallen. Möglicherweise hat der Herr Vater unseres Herrn Philipp die derbe Bauernkost der Burgküche vorgezogen und
auch gerne das dunkle Brot gegessen. Er mag sich ihrer erinnert haben, wenn zu größeren Festen weitere Hilfe in seiner Küche benötigt wurde. Als der Bauer Bartel dann verstarb, mag sich der
jüngere Herr ihrer Not erbarmt haben und sie fortan in seiner Küche unter der Fuchtel von Lisbeth arbeiten lassen haben.
Philipp von Rückingen ist keine historische Figur, obwohl sie den Namen des ehemaligen Ortsadels trägt.
Wir wissen nicht, wie sich das Alltagsleben des Rückinger Ortsadels abgespielt hat. Die Quellen verraten uns lediglich etwas über die Beziehungen zu ihren Lehsherren, den Isenburgern.
Die Rückinger verwalteten den Ort Rückingen zusammen mit der Familie von Rüdigheim. Aus den Quellen ist bekannt, dass größere Ländereien sowie eine große Schäferei das Einkommen der Familie von
Rückingen sicherte. Die Familie war gut situiert, auch das geht aus den Quellen hervor. Krankheiten und schließlich die Wirren des 30-jährigen Krieges bedingten allerdings das frühe Aussterben
der Familie.
Die Rolle des Philipp von Rückingen ist so angelegt, dass der Herr des öfteren nach dem rechten sieht und ein angenehmes Verhältnis mit seinen Bediensteten, die ja in der Realität der
mittelalterlichen Geschichte Hörige, also dessen Besitz waren, pflegt.
Philipp von Rückingen stellt also den gütigen Herrn dar, der sich unter sein Volk mischt. Das ist für den Landadel nicht ungewöhnlich, Hier rückt das Volk näher an den Herrn heran als im
Hochadel, und dem Herrn wird eher deutlich, dass er von der Arbeitskraft eines jeden seiner Bediensteten auch abhängig ist, will er ein gesichertes und angenehmes Leben führen. Dies findet im
Rollenspiel Ausdruck: Philipp ist nicht überheblicher Herrscher, sondern ein Teil des Volkes.
Allerdings schätzt er es, bedient zu werden und wird ungeduldig, wenn die Küchenmägde Wysgard und Lisbeth bei der Zubereitung des Mahls trödeln. Ein gutes Stück Fleisch ist ihm dann auch lieber,
als der Getreidebrei des Volkes. Zu seiner Entspannung übt er sich im Bogenschießen, wozu er gerne auch die Kindlein einlädt.
Die Wasserburg zu Rückingen ist Philipps Wohnsitz. Ist er nicht da, so darf man sich vorstellen, dass er sich auf der Jagd in den Wäldern um Rückingen befindet, oder seinem Lehnsherrn einen Besuch abstattet, um ihm die Abgaben für das Lehen zu bringen oder Dienste für ihn zu verrichten.